Poker vs. Backgammon

Poker und Backgammon sind Spiele, für welche vergleichbare Skills benötigt werden und trotzdem scheint es so, als ob Poker dasjenige der beiden Spiele ist, dass dem anderen in Bezug auf die öffentliche Aufmerksamkeit weit voraus ist. Im folgenden möchte ich beide Spiele anhand verschiedener Kriterien einander gegenüberstellen und so einen Eindruck vermitteln, aus welchen Gründen die Spiele jeweils ihre Attraktivität für ihre jeweilige ziehen. Zu erwähnen bleibt vorab, dass es durchaus viele Spieler gibt, die für beide Spiele eine gewisse Leidenschaft an den Tag legen und auch durchaus in beiden Spielen Erfolge vorweisen können.

Dieser Artikel ist auch bei Pokeressays erschienen.

Der große Vergleich

Im Vergleich sollen folgende Aspekte betrachtet werden:

1. Lifestyle und Glamour
2. Gesellschaftliche Akzeptanz
3. Glücksspiel oder Geschicklichkeitsspiel
4. Turniere und Möglichkeiten zum Spielen
5. Analyse und Möglichkeiten besser zu werden

Lifestyle und Glamour

Selbst wenn du, was durch deine Lektüre dieses Artikels unwahrscheinlich ist, weder Poker noch Backgammon etwas abgewinnen kannst, bekommst du einen guten ersten Eindruck vom Lifestyle Faktor der beiden Spiele wenn du eine Google Suche nach den Begriffen Backgammon Lifestyle und Poker Lifestyle startest.
Poker läuft Backgammon im Netz was den Lifestyle Faktor anbelangt ganz klar den Rang ab und ist wohl auch in der öffentlichen Wahrnehmung mit deutlich mehr Glamour verbunden.

Poker wird im TV Formaten regelmäßig übertragen, die Pokerweltmeisterschaft in Las Vegas ist ein riesiges Event und jeder Spieler, der einmal Live an einem Pokertisch Platz genommen hat versteht, weshalb der Lifestyle Faktor bei diesem Spiel deutlich größer ist als im Backgammon. Nicht zuletzt deshalb, weil an einem Pokertisch in der Regel bis zu 10 Spieler sitzen, wird das Spiel als sozialer wahrgenommen als das Spiel 1 gegen 1 wie es für Backgammon typisch ist.

Der Punkt für den Lifestyle Faktor geht entsprechend an Poker.

Gesellschaftliche Akzeptanz

Hast du schon einmal mit Freunden oder Kollegen darüber gesprochen, dass du Poker spielst? Hast du das selbe Gespräch auch schon einmal über Backgammon geführt? Könntest du dir vorstellen in einem Bewerbungsgespräch bei der Frage nach deinen Hobbies Poker oder Backgammon zu erwähnen?

Die Reaktionen werden sich vermutlich stark unterscheiden. Während sich das Interesse für Poker auch bei Nicht-Spielern in den letzten Jahren sicherlich vergrößert hat, ist in der Tendenz immer noch der Glücksritter und Gambler, der vor allem gut Bluffen muss, die allgemeine Vorstellung vom Pokerspieler.

Da Backgammon deutlich weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht, wirst du beim Backgammon gegebenenfalls auf weniger Interesse stoßen, jedoch wird das Spiel weniger als Zockerei wahrgenommen, sondern entweder als anspruchsvolleres Mensch-ärgere-nicht oder als eher dröges Steinchenschieben für Herren im gesetzten Alter.

Entsprechend geht der Punkt für die gesellschaftliche Akzeptanz sicherlich noch immer knapp an Backgammon.

Glücksspiel oder Geschicklichkeitsspiel

Sowohl Poker als auch Backgammon beinhalten Skill als auch Geschicklichkeitskomponenten. Man könnte sogar argumentieren, dass bei einem Vorhandensein einer Geschicklichkeitskomponente nicht mehr von einem Glücksspiel gesprochen werden kann, da der Zufall sich auf alle Spieler gleich verteilt und so langfristig als entscheidender Erfolgsfaktor das Können (Skill oder Geschicklichkeit) übrig bleibt.

Dennoch herrscht Konsens darüber, dass bezogen auf ein einzelnes Backgammon-Spiel bzw. im Poker bezogen auf eine einzelne Hand oder auch Session die Verteilung von Glück und Geschicklichkeit höchst unterschiedlich sind.

In beiden Spielen kann ein Anfänger gegen einen Profi durch die Glückskomponente kurzfristig gewinnen. In beiden Spielen setzt sich auf lange Sicht der Profi durch. Allerdings ist es in der Praxis so, dass der Glücksanteil beim Poker bezogen auf die kurzfristigen Gewinnchancen höher gewichtet ist als beim Backgammon.
Beim Backgammon können die Würfel natürlich günstig fallen, dennoch wird ein starker Spieler im Spiel Weg finden den Einsteiger auszumanöverieren. Im Poker dagegen hat ein Anfänger selbst mit der schlechtestmöglichen Hand, also 72o, gegen einen Profi mit der bestmöglichen Hand, also Aces, eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 11,59% bei einer kleinen Backupchance von 0,21% auf einen Split. Alles was der Anfänger leisten muss, ist mit seiner 72o Preflop All In zu gehen und auf das beste zu hoffen.

Einen klarer Punkt für das eine oder andere Spiel läßt sich in dieser Kategorie nicht vergeben, da es von der persönlichen Präferenz abhängt, wie attraktiv der höhere Glücksfaktor von Poker gegenüber Backgammon ist.

Entsprechend bekommt Backgammon den Punkt für den höheren Geschicklichkeitsfaktor.

Turniere und Möglichkeiten zum Spielen

Sowohl Poker als auch Backgammon lassen sich live, also auf Turnieren oder in Vereinen spielen. Poker kann im Gegensatz zu Backgammon mit besser besuchten Turnieren aufwarten, welche regelmäßig in jeder größeren Stadt bzw. jedem Casino stattfinden. Auch online sind die Anzahl an Spielern, die sich dem Pokerspiel widmen ungleich größer als dies bei Backgammon der Fall ist. Dies liegt sicherlich zu einem Großteil an dem größeren Glücksfaktor von Poker, der das Spiel für Gelegenheitsspieler attraktiver macht. Dadurch läßt sich für Casinobetreiber und Online-Anbieter Poker effektiver und wirtschaftlicher betreiben als es beim Backgammon der Fall ist. Entsprechend wird Poker eher beworben als Backgammon und so finden regelmäßig mehr neue Spieler ihren Weg zum Pokern als zum Backgammon.

Daher bekommt Poker den Punkt für die größere Anzahl an Spielern und den damit verbundenen leichteren Einstieg ins Spiel.

Analyse und Möglichkeiten besser zu werden

Für Poker und Backgammon gibt es jeweils ausgereifte Software, die hilft das eigene Spiel zu analysieren und zu verbessern. Ein guter Einstieg im Backgammon ist sicherlich das kostenlose Gnu Backgammon welches sowohl für Windows, Mac also auch Linux zur Verfügung steht.

Für Poker gibt es sehr gute Analysesoftware, wie das Opensource Tool Pokerstove , das kostenlose Equilab von Pokerstrategy sowie verschiedene Lösungen zum Tracken deiner Hände in online Partien.

Beide Spiele bekommen jeweils einen Punkt.

Fazit

In der Summe geht der Vergleich zwischen Poker und Backgammon ausgeglichen aus. Beide Spiele sind eine Mischung aus Glücksspiel und Geschicklichkeitsspiel und beide Spiele sind komplex genug um langfristig um auch langfristig über den Geschicklichkeitsfaktor Interesse zu wecken.

Dennoch muss festgehalten werden, dass das Potential zur Vermarktung der Spiele beim Poker deutlich höher zu sein scheint und entsprechend auch mehr Spieler zum Pokern finden.